Basilisk | |
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Eigenschaften | |
Titel | regulus (lat. kleiner König), König der Schlangen |
Wissenschaftlicher Name | basiliskos |
Ernährung | Alles, was er erbeuten kann |
Verbreitung | Wüste Lybiens, ähnliche Arten wurden überall auf der Welt gesichtet |
Zugehörigkeit | Schlangen |
Färbung | gelb, mit einem weißen Fleck in Form einer Krone auf dem Kopf |
Maße | ca. 30 cm |
Der Basilisk (griechisch: basiliskos, lat. regulus = „kleiner König“; auch Sibilus) ist ein gefährliches Tier. Er gilt als „König der Schlangen“. In mittelalterlichen Tierbüchern werden Basilisken oft als Mischwesen mit dem Oberkörper eines Hahns, auf dem Kopf eine Krone und dem Unterleib einer Schlange, oder einfach als gekrönte Schlange dargestellt. Diese unterschiedlichen Beschreibungen sind darauf zurückzuführen, dass es verschiedene Arten gibt. Der Überlieferung nach wird ein Basilisk geboren, wenn das Ei eines Hahnes von einer Schlange oder einer Kröte ausgebrütet wird. Ein Blick aus den Augen dieser Kreatur genügt, um jedes Lebewesen in seiner Sichtweite sofort zu töten. Durch Glas wirkt diese Waffe nicht. Zudem besitzt ein Basilisk ein Gift, das jede Waffe, die mit ihm in Berührung kommt, auflöst. Der Eingeweihte weiß jedoch, dass er nur einen Hahn im Haus halten muss, um sich vor diesem Ungeheuer zu schützen, denn der Hahn ist (neben einer bestimmten Wieselart) der natürliche Feind des Basilisken. Dies liegt daran, dass der Basilisk einen Hahnschrei nicht überlebt. Das Wiesel dagegen dringt in den Bau des Basilisken ein und kämpft mit ihm, bis beide tot sind. Dabei kommt ihm sein Körpergeruch zugute, den der Basilisk hasst. Da sich sowohl diese beiden Methoden, als auch einen Spiegel, in dem sich der Basilisk selbst sieht und an seinem tödlichen Blick stirbt, bewährt haben, ist die schlangenähnliche Art vermutlich bereits ausgestorben. Neben ihr gibt es noch eine andere Art, die Cockatrice, der im Mittelalter weit verbreitet war. Eine dritte Art lebt im südamerikanischen Regenwald und ähnelt einer Echse. Ob die drei Arten wirklich verwandt sind, ist unbekannt. Wahrscheinlich ist der lybische Basilisk eine Schlange, die Cockatrice ein Vogel oder Wyvern und der Südamerikanische Basilisk ein Leguan.
Erste Erwähnung in der Antike
Zum ersten Mal nachweislich erwähnt wird der Basilisk bei Demokrit und dessen Plagiator Bolos von Mendes. Seitdem kann er auf eine „Karriere“ als eines der bekanntesten Fabeltiere der Geschichte zurückblicken.
Plinius der Ältere beschrieb ihn im achten Buch seiner Naturalis historia bei den Tieren, die aus dem afrikanischen und orientalischen Bereich kommen. Plinius zufolge handelt es sich um eine Schlangenart, heimisch in der Provinz Kyrenaika. Er sei nicht länger als zwölf Finger (etwa 24 Zentimeter) und habe einen weißen Fleck am Kopf, der ihn wie ein Diadem schmücke. Seine gelben und schwarzen Schuppen erinnern laut Plinius an eine Wespe.
- „Durch sein Zischen verjagt er alle Schlangen und bewegt nicht, wie die anderen, seinen Körper durch vielfache Windungen, sondern geht stolz und halb aufgerichtet einher. Er lässt die Sträucher absterben, nicht nur durch die Berührung, sondern auch schon durch den Anhauch, versengt die Kräuter und sprengt Steine: eine solche Stärke hat dieses Untier. Man glaubte, dass jemand ihn einst zu Pferde mit einem Speer erlegt habe und dass das wirkende Gift an diesem emporstieg und nicht nur dem Reiter, sondern auch dem Pferd den Tod brachte. Und dieses gewaltige Ungeheuer – denn häufig haben Könige es tot zu sehen gewünscht – wird durch die Ausdünstung des Wiesels umgebracht: so sehr gefiel es der Natur, nichts ohne etwas Gegenkraft zu lassen. Man wirft die Wiesel in die Höhlen [der Basilisken], die man leicht an dem ausgedörrten Boden erkennt. Diese töten durch ihren Geruch, sterben aber zugleich selbst, und der Streit der Natur ist bereinigt.“[1]
Symbolik und Darstellung
Basilisken symbolisieren als allegorische Figur den Tod, den Teufel, die Sünde oder den Antichristen. Unter den Todsünden wird der Basilisk oft mit der Wollust, aber auch mit Neid und Hochmut gleichgesetzt. Häufig wird Christus dargestellt, wie er einen Basilisken zertritt. Darstellungen von Basilisken im kirchlichen Raum aus der Zeit des 13. bis 17. Jahrhunderts sind häufig anzutreffen an Taufsteinen, Apsisfriesen, Schreinen usw.
Als Basiliskengift wurde die sich gegen Ende des 15. Jahrhunderts ausbreitende Syphilis bezeichnet. Die Redewendung Basiliskenblick bezeichnet einen besonders scharfen oder stechenden Blick.
In der Alchemie, die sprachlich in Allegorien gefasst ist, steht der Basilisk für den Stein der Weisen.
Der Basilisk im Laufe der Zeit
Ursprung
Erstmals wurde der Basilisk durch Plinius den Älteren erwähnt. Spätere Autoren die den Basilisken beschreiben sind Gaius Julius Solinus (der aus Plinius’ Werken schöpfte), oder Isidor von Sevilla in seiner Etymologiae. [2]
Mittelalterliche Vorstellungen
In vielen mittelalterlichen Werken, wie beispielsweise in der Physika von Hildegard von Bingen und in der Ornithologia sowie der Monstrorum historia des Bologneser Naturforschers Ulisse Aldrovandi, findet man den Basilisken wieder. Seine Beschreibung ist im Lauf der Zeit sehr verändert und ausgeschmückt worden. Meist trifft man auf folgende Vorstellung:
Der Basilisk schlüpft aus dem Ei eines alten Hahnes oder aus einem dotterlosen Hühnerei, das von einer Echten Kröte, einer Schlange oder im Mist ausgebrütet wird. Sein stinkender Atem ist unerträglich und sein Blick soll versteinern können. Das Ungeheuer haust in Brunnenschächten und Kellern. Es kann nur vernichtet werden, indem ihm ein Metallspiegel vorgehalten wird, worin sich der versteinernde Blick gegen den Basilisken selbst kehrt.Dazu wird noch in anderen Quellen erwähnt, dass auch das Wiesel den Basilisken töten könne.
Das Motiv des versteinernden Blickes findet man übrigens auch in den antiken Erzählungen über die Medusa, der statt Haaren Schlangen auf dem Kopf wuchsen. Der Basilisk soll aus Medusas Blut entstanden sein.
Thomas von Cantimpré suchte mittels seines Experimentator eine Erklärung für die tödliche Wirkung des Blickes des Basilisken. Er ging davon aus, dass die von den Augen des Basilisken ausgehenden Strahlen den spiritus visibilis des Menschen verdürben. Der Kontakt mit der Bestie würde dann auch alle anderen spiritus zerstören, so dass der Tod einträte. Die Details der Entstehung des Basilisken aus einem Hahnenei bezweifelte Thomas.
In der Alchemie war die Asche des Basilisken begehrt. Sie galt als Mittel gegen andere giftige Tiere.
Ein Mittelalterliches Gedicht über den Basilisken lautet: “Wenn wer dich sah, lebendig ist, so ist erlogen sein Geschicht`,
denn wenn er nicht starb, kennt er dich nicht,
und starb er, so bezeugt er dich nicht.”
Lokale Basiliskengeschichten
In zahlreichen ortsbezogenen Erzählungen kommt der Basilisk vor, denn er hat die Fantasie abergläubiger Menschen stets angeregt. Fürsten begehrten Basiliskeneier für ihre Raritätenkammern und auf Jahrmärkten wurden bis weit in die frühe Neuzeit Basilisken zur Schau gestellt. Zedlers Universallexikon beschreibt den Basilisk noch getreu nach den überlieferten Vorstellungen, geht dann aber kritisch mit Einzelfällen ins Gericht. Er berichtet unter anderem von betrügerischer Basiliskenschau in Deutschland im Jahr 1671, die entlarvt wurde. Es folgt eine aus heutiger Sicht amüsant anmutende „wissenschaftlich-kontroverse“ Darstellung, warum Hähne keine Eier legen können.[3]
Später weiß Meyers Konversations-Lexikon über diese Betrügereien zu berichten:
- „Man stutzte junge Rochen durch Verzerrung des Körpers nach der eingebildeten Gestalt zu, setzte ihnen Glasaugen in die Nasenlöcher und ließ sie für Geld sehen. Dergleichen künstliche Basilisken werden noch hier und da in alten Naturaliensammlungen gefunden.“
Nur selten fand man auf solchen Ausstellungen echte Basilisken und Cockatrices.
Aachen
In Aachen (Deutschland) glaubte man im Jahr 1748, dass zwei Hähne Basiliskeneier gelegt hätten. Der Bürgermeisterdiener Johannes Janssen schreibt in seiner Chronik für dieses Jahr:
Diese Beschreibungen treffen sehr gut auf die Cockatrice zu, die ihre Eier in Hühnernester legt.[4] |
Basel
Erstmals als Basler Schildhalter erschien der Basilisk um 1448 und man kann in der Stadt viele Basiliskenfiguren in allen Varianten finden.
Auch Basler Münzen wurden mit einem Basiliskenmotiv geprägt [5].
Verschiedene Legenden bringen Basel mit dem Basilisken in Verbindung:
- Bei der Gründung der Stadt soll angeblich ein Basilisk in einer Höhle beim jetzigen Gerberbrunnen gewohnt haben und so zu seinen Wappenehren gekommen sein.
- Da der Name Basilisk und Basilea für Basel auf Ähnlichkeit beruht, brachten die Einwohner diese zwei zusammen. Dennoch hat der Stadtname wohl in Wirklichkeit ursprünglich nichts mit einem Basilisken zu tun. Die erste nachweisliche Nennung der Stadt findet man in der römischen Geschichtsschreibung.
- Nach einer anderen Version soll ein Kaufmann einen Basilisken nach Basel gebracht haben. Fest steht, dass 1474 in Basel (nach einem Tierprozess) ein Hahn zum Tode verurteilt wurde. Dem Hahn wurde vorgeworfen, er habe ein Ei gelegt, was wider der Natur war. Vor allem aber befürchteten die Basler, dass aus dem Ei ein Basilisk schlüpfen könnte. Der Hahn wurde nach ordentlichem Prozess enthauptet und das inkriminierte Ei den Flammen übergeben.
Memmingen
In Memmingen (Deutschland) verdiente sich einer Sage nach ein zum Tode Verurteilter die Freiheit, indem er einen im Keller eines Hauses, in der Nähe der Frauenmühle wohnenden Basilisken tötete. Der Basilisk hatte schon vorher viele Wagemutige mit seinem Blick getötet. Der Mann hatte dafür sein Gewand mit Spiegeln behängt und einen Spiegel als Schild getragen.[6] Der Basilisk ist eines der sieben Memminger Wahrzeichen.
Sankt Johann (bei Mayen)
Das Wappen der Stadt Sankt Johann (bei Mayen) (Deutschland) zeigt einen roten Basilisken auf silbernem Schild. Es entspricht dem Wappen der Familie von Breidbach (siehe Emmerich Joseph von Breidbach zu Bürresheim), die mehrere Jahrhunderte das dortige Schloss Bürresheim bewohnte.
Warschau
1587 starben zwei Kinder beim Versteckspiel in einem Keller ohne ersichtlichen Grund. Auch eine Dienerin, die geschickt wurde um nach den Kindern zu sehen, kam zu Tode. An den geschwollenen Körpern, Lippen und Zungen und der gelblichen Haut der Leichen wurde erkannt, dass diese von einem Basilisken getötet wurden. Daraufhin sandte man einen Mann mit spiegelbedeckter Kleidung und einer Schutzbrille in den Keller, dem es gelang, das Tier, welches den Kopf und die Beine eines Hahnes, die Augen einer Kröte und den Schwanz einer Schlange hatte, mithilfe einer Zange aus dem Keller zu entfernen, nachdem es an seinem eigenen Spiegelbild gestorben war. [7]
Wien
Eine bekannte Sage aus Wien (Österreich) erzählt, dass im Hausbrunnen des Hauses Schönlaterngasse Nr. 7 im Jahre 1212 ein Basilisk hauste. Ein Bäckerbub bemerkte das Ungeheuer und wollte es vor einer angesammelten Menschenmenge beseitigen. Der Junge stieg samt einem Spiegel in den Brunnen herab. Man hatte ihn vorher gewarnt, dass der Blick eines Basilisken ein Lebewesen in Stein verwandelt. Unten angekommen, hielt der Bub dem Basilisken den Spiegel vor das Gesicht, worauf dieser zu Stein wurde. Heute zeigt ein Freskoan der Hausmauer des Hauses die mutigen Taten des Jungen. Die dazugehörige Inschrift wurde erst 1932 nach dem Originaltext von 1577 angefertigt.
In einer anderen Variante dieser Sage wurde der Basilisk im Brunnen durch die Bevölkerung mit Erde und Steine erstickt.[8]
Frühneuzeitliche Quellen
Im 17. Jahrhundert zeigte Crispin de Passe in seinem Werk America die Ähnlichkeiten zwischen dem Basilisken und der kürzlich in Amerika entdeckten Klapperschlange auf. So sollen beide den Todesblick besitzen, der dem Basilisken schon lange zugeschrieben wurde.
Kryptozoologie
Die krähende Schopfkobra
Die krähende Schopfkobra, auch Inkhomi (Mörder) genannt, ist eine mehrfach gesichtete, jedoch noch nicht zoologisch identifizierte Schlangenart aus dem tropischen Afrika. Sie wird als sechs Meter lange, dunkelgraue bis schwarze Schlange beschrieben, die auf ihrem Kopf einen Kamm trägt, den sie aufstellen und einklappen kann. Sie soll sogar Knochen in dem Kamm besitzen.[10] Auch am Unterkiefer soll es Hautlappen geben, die denen des Hahnes ähneln. Ein weiteres Merkmal ist, dass sogar ihr Schrei hahnenähnlich klingen soll. Das Gift der Inkhomi soll innerhalb weniger Minuten töten. Sie weist also viele Parallelen zu Basilisken (und zu der in Legenden mit dem Basilisken in Verbindung gebrachten Cockatrice) auf und ist evtl. verwandt oder identisch.Auch in Jamaika soll eine ähnliche Art gesichtet worden sein. Der Naturforscher Philip Gosse berichtet, dass diese ebenfalls krähen konnte wie ein Hahn[11], ausserdem soll sie sich von Hühnern ernähren.
Fazit
Die tödlichen Eigenschaften, die die Menschen dem Basilisken zugeschrieben haben, haben sich in der gesamten Rezeptionsgeschichte kaum verändert. Seine Größe und sein Aussehen, aber auch seine Entstehung und die Möglichkeiten seiner Bekämpfung unterliegen hingegen beachtlichen Schwankungen, was darauf hinweist, dass es mehrere Arten gibt. Die Legende, dass Basilisken aus Hahneneiern schlüpfen, stammt evtl. davon, dass die Cockatrice ihre Eier in fremde Nester legt, ähnlich dem Kuckuck. Wenn der Besitzer der Hühner nun das hahnenartige Wesen sieht und dann ein Ei vorfindet, könnte er vermuten, sein Hahn hätte ein Ei gelegt.
Jedoch scheinen der Basilisk und die Cockatrice nicht wirklich verwandt zu sein. Beide Arten wurden wohl nur wegen des tödlichen Giftes, welches beide besitzen, in Verbindung gebracht.