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Channel: Frank T. Zumbachs Mysterious World
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Doppelgänger, aus `Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens´/ Schubert: Der Doppelgänger ( Dietrich Fischer-Dieskau)

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… Auf dem Seelenglauben beruht die Vorstellung, daß jeder Mensch seinen Doppelgänger hat. Dieser ist ihm ganz ähnlich. Eine besondere Art des Doppelgängers ist der anders geschlechtige(   Mann – Doppelgänger weiblich und umgekehrt), der als glückverheißend angesehen wird, während Menschen mit gleichem Doppelgänger unglücklich sind. In der Regel lassen sich zwei Arten von Doppelgängern, an den das Volk vielfach noch heute glaubt, unterscheiden: Der D. ist die Verkörperung eines lebhaft erregten Gefühls oder ein warnender Vorspuk… Der Doppelgänger des Schwertfegers Döring zu Goldberg, den man oft an zwei Orten sah, begegnete dem Bäckermeister Pätzold auf dem Feld, als im Jahre 1580 ein Unwetter die Ernte vernichtet hatte. Döring hatte während dieser Zeit sein Haus nicht verlassen, “sein Geist aber war beständig auf den Feldern.” Des Doppelgängers Füße berührten den Boden nicht, sondern er schwebte leicht dahin. Sein Antlitz war geisterbleich, und als Pätzold nach seiner Hand faßte, schob sich die Gestalt wie von selbst zusammen und war verschwunden. Oder der Nachtwächter von Tiefenbach sieht um Mitternacht einen Bäcker mit drei längst verstorbenen Leuten Karten spielen. Der Bäcker weiß am Morgen nichts, er lag die ganze Nacht im Bett, aber ein böser Traum hatte ihn sehr geängstigt.Goethe berichtet im XI. Buch von `Dichtung und Wahrheit´: “Nun ritt ich auf dem Fußpfade gegen Drusenheim, und da überfiel mich eine der sonderbarsten Ahnungen. Ich sah nämlich, nicht mit den Augen des Leibes, sondern des Geistes, mich mir selbst denselben Weg zu Pferde wieder entgegenkommen, und zwar in einem Kleide, wie ich es nie getragen: es war hechtblau mit gelb. Sobald ich mich aus diesem Traum aufschüttelte, war die Gestalt weg.”

In den meisten Fällen aber bedeutet das Erscheinen des Doppelgängers den Tod… Nach germanischem Glauben sitzt derjenige, der binnen Jahresfrist sterben soll, zur Julzeit am Jultisch mit einem kopflosen oder doppelten Schatten. Der Geist des Pfarrers von Elterlein, der am 5. Januar 1612 starb, sah 3 Tage vor dem Tod von der Kirche herab und verkündete gleichsam sein Ableben. In manchen Gegenden macht es einen Unterschied, ob der Doppelgänger zur Kirche geht oder von der Kirche kommt. Im ersten Fall stirbt die Person im Laufe des Jahres, in diesem wird sie sehr alt… Im Schatten, im Traumbild wie im Spiegelbild findet die Seele ein Substitut des Körpers.  Veranlassung zu dem Doppelgängerglauben hat der Schatten gegeben, ohne den ein Mensch sterben muß. Dieser wie das Traumbild wird schließlich mit der Seele selbst identifiziert. Auch der altnordische Schutzgeisterglaube wurzelt in der Vorstellung von der Schattenseele.



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